US-Wahlkampf – Wir Deutsche nehmen von Trullery den Teil den wir müssen

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Die irre Stimmungsmache für eine Person, die wir in Deutschland nicht wählen können

Nein, so etwas würde es bei uns nicht geben. Präsidentschaftswahlkampf aus der Schlammgrube. Gut so! Doch warum sollten wir Deutschen uns zu etwas positionieren was nur die US-amerikanischen Wähler beeinflussen können. Wenn Medien geifern und das Publikum die Achseln zuckt.

Kein Tag vergeht, an dem deutsche Medien nicht großflächig darüber berichten, warum der eine der beiden Kandidaten, in der Auswahl der redaktionellen Berichterstattung meist durchgängig und unverhohlen als der für den Job im Weisen Haus geeignetere amerikanische Präsidentschaftskandidat der gute, seriöse und einfach der richtige sei, und der andere zwangsläufig das Schmuddelkind sein muss.

Dabei sind doch beide Schmuddelkinder.

Hillary Clinton wie Donald Trump, beide stehen für eine amerikanische Außenpolitik in der ein besorgniserregender Wesenszug dominiert: Interessen und Macht, die um jeden Preis durchzusetzen und zu erringen sind. Wer auch immer dabei im Wege stehen möge.

Bei aller Verlogenheit in der politischen und medialen Auseinandersetzung hierzulande und anderswo: Die diesbezügliche Agenda beider Kandidaten ist glasklar zu erkennen. Wobei Trump, zum Leidwesen der amerikanischen Rüstungsindustrie, die Karte „Weltpolizei“ bei internationalen Auseinandersetzungen etwas verhaltener als seine Gegenkandidatin ausspielt.

Was der männliche Kandidat, mangels politischer Ämter, bisher nur verbalisierte, konnte die weibliche Kandidatin in ihrer früheren Rolle als Außenministerin zum Beispiel als treibende Kraft hinter der amerikanischen Libyen-Politik im Jahr 2011 umsetzen.

„Wir kamen, wir sahen, er starb“,

so Clintons einfache „Befreiungs“-Formel zur Tötung des damaligen Präsidenten Muammar al-Gaddafi. Auch fünf Jahre danach befindet sich Libyen im Bürgerkrieg, ist handlungsunfähig und Migrationstreiber, da in weiten Teilen vom neu entstandenen Machthaber „IS“ erobert.

Das amerikanische Präsidentschaftswahlkämpfe ungemein schmutzig, auf der Zielgeraden zunehmend skandalisierend und nur in Nebensätzen das politische Programm der Protagonisten abbilden, ist Allgemeinwissen. Auch in Deutschland.

Merkwürdigerweise schließt man sich diesem Politzirkus in der Berichterstattung hierzulande an. Um gleichzeitig unter besonderer Hervorhebung eines der Kandidaten zu betonen, wie unwürdig das Ganze doch sei. Unter nachäffen der „Washington Post“, diese Zeitung liefert den großen Teil der Negativschlagzeilen über Trump, dient beim Kandidaten mit der Tolle jede große aber auch jede noch so kleine Ungereimtheit, jeder Versprecher oder Frechheit zur Skandalisierung, um uns Deutschen zu verdeutlichen: Das ist der Oberschmuddel, den dürft ihr nicht mögen!

Um gleichzeitig, eine in den sozialen Netzwerken als Frau mit dem irren Lachen geschmähte Kandidatin als die einzig geeignete zu glorifizieren. Werden unangenehme Vorgänge im Zusammenhang mit dem medialen Liebling bekannt, wird postfaktisch der Inhalt der Vorwürfe von nicht näher genannten „Kreisen“ überlagert, die die Echtheit der Informationen nicht etwa dementieren, sondern reflexartig auf russische Hackergruppen oder zuletzt WikiLeaks als dubiose Quellen verweisen dürfen.

Nicht der Inhalt der Nachricht, nein der Überbringer ist böse.

Warum möchte man uns Deutschen aus dieser Auswahl besonders die Frau schmackhaft machen? Warum sollen wir „Nichtwähler“ uns zwischen „verrückt“ und „unglaubwürdig“ entscheiden? (Um die gängigsten Zuschreibungen für beide Präsidentschaftskandidaten aufzugreifen)

Verrückt“, „putinverliebt“, „gefährlich“, „Lügner“ oder „frauenfeindlich“. Obendrein mit einigen dubiosen Investments gescheitert. Dem Multimillionär mit der Tolle, der im Juli 2015 beschloss, Präsident zu werden, wird vieles zugeschrieben. Bis zum 8. November, dem Tag der Präsidentschaftswahlen, werden sicher noch einige, voraussichtlich unappetitliche Attribute für Donald Trump dazukommen. Seinen auf einer Militärakademie entwickelten Siegeswillen scheint dies nicht schmälern.

Vergleichbar die Attribute amerikanischer Medien für die ehemalige First Lady, Senatorin und Außenministerin Hillary Diane Rodham Clinton. Sie habe „erhebliche Probleme im Umgang mit der Wahrheit“, ein „energisches Streben nach persönlichem Wohlstand“, den „obsessiven Drang zur Verschwiegenheit und Heimlichkeit“. Als First Lady verteidigte sie den sexuellen Appetit ihres Präsidentengattin mit beleidigenden Worten für die involvierten Frauen. Scheiterte bei der Anwaltsprüfung im Distrikt Washington (Carl Bernstein: Hillary Clinton – Die Macht einer Frau)

Der eine hat viel Geld, die andere bekommt viel Geld. Geld ist wichtig im politischen Geschäft der USA.

Der eine will weg vom Establishment, die andere sucht deren Nähe. Amerikanische Eliten sehen sich als die eigentlichen Macher im Land. (Nicht nur für Nordamerika)

Und immer noch bleibt die Frage, warum wir uns für eine in Deutschland eindeutig medial gehypte Kandidatin des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs erwärmen sollten?

Lasst uns spekulieren (das altbackene Wort für Verschwörungstheorie)

Da wir es nicht ergründen können, versuchen wir es mit Spekulation. Unter Hinzuziehung eines im Wahlkampf bereits ausgeschiedenen, für die „Demokratische Partei“ angetretenen, aber parteilosen Kandidaten: Den 1941 geborenen Bernie Sanders.

Mit seiner Orientierung am „Democratic Socialism“, dem Ruf nach einem gerechteren Amerika und dem Vorwurf, seine Konkurrenten (auch Clinton) repräsentierten die 1 % der Topverdiener sowie deren Interessen, war er für das junge Amerika am Puls der Zeit und hatte -unerwartet- ernsthafte Chancen auf die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei.

(Die deutschen Mainstreammedien hatten schon früh ihre Neutralität zugunsten einer omnipräsenten Clinton Berichterstattung aufgegeben und zuerst gar nicht über Sanders berichtet. Als Sanders jedoch auch hierzulande unübersehbar wurde, griff man die Antihaltung der amerikanischen Medien auf und schrieb und berichte auch hier über ihn als „Opa Underdog“, „linker Träumer“, „Populist“ oder in der herabwürdigenden, in der amerikanischen Entsprechung nahe am Kommunismus verorteten trotteligen Weise vom „selbsternannten Sozialisten“)

Am Ende, Besonderheiten des amerikanischen Wahlsystems machen es möglich, reichte es nicht für Sanders und er gab auf.

Warum ist Sanders für die folgende Spekulation wichtig? Er ist doch nicht mehr im Rennen.

Sanders war einer der gegen das Establishment antrat. Einer der keine Millionäre mobilisieren wollte um Wähler zu mobilisieren.Ein zweiter, der mit seinen Millionen das Establishment repräsentiert, erklärtermaßen aber gegen die Macht des Establishments ankämpfen will, ist noch im Rennen. Nur der weibliche Kandidat fühlt sich dem Establishment verbunden, pflegt die Nähe zur Wall Street und streichelt das Ego mächtiger Geldgeber.

Nach Angaben der Mainstream-Medien wäre es also abwegig, sich die präsidiale Krönungsmesse im Januar 2017 ohne Hillary Clinton vorzustellen. Selbst eine „verschleppte“ was auch immer Krankheit wird es wohl nicht verhindern.

Mal ehrlich, warum sollten die Eliten plötzlich nicht mehr wissen, was für das Volk gut ist. Da viele im Volk gar nicht wissen, was sie als gut für sich empfinden sollen, ist es doch schön, wenn ihnen ein weiblicher Commander in Chief den Weg in eine kriegerische Zukunft zeigen kann. So scheint das auch ein großer Teil der deutschen Medien zu sehen. Vertraut unserem Urteil. Denn auch wir sind Elite.

Update 09.11.2016 / Da haben die Eliten wohl doch gepennt! Trump wurde Wahlsieger. Und das nicht zu knapp.  Die deutschen Elite-Meinungsmacher schäumen noch immer und retten sich in Arroganz. Wie bei so vielem, das Establishment setzte auch hier aufs falsche Pferd.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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